Powered by
KENSINGTON FINEST PROPERTIES INTERNATIONAL

Chrom-Juwelen

Von Markus Hotz, Fotos von N Drew

Oldtimer gelten schon seit jeher als Wertanlage. Sammelten früher Menschen aus persönlicher Leidenschaft, rückt nun der Wertzuwachs zunehmend in den Vordergrund – vor allem, da in der internationalen Presse über Rekordpreise bei Auktionen berichtet wird. Kein Wunder also, dass sich mittlerweile auch Unternehmen für die Anlagemöglichkeiten in Oldtimer interessieren. Eine interessante Variante bietet der Classic Car Fund, den Filippo Pignatti Morano di Custoza seit 2011 betreibt. Institutionelle Anleger verlassen sich auf die Expertise des Fondsmanagers; man kann klassisch in Anteilen in die bestehende Sammlung investieren oder sein eigenes Fahrzeug werterhaltend einbringen (und dabei weiter selbst chauffieren) oder sogar sein eigenes gutes Stück raffiniert beleihen. Anleger erhalten hier die Gelegenheit, am boomenden Oldtimermarkt zu partizipieren, sowie Zugang zu exklusiven Automobilevents, die Pignatti als Teil seines Kundenservice ermöglicht.

Pignatti entstammt übrigens einem alten Adelsgeschlecht aus Modena. Der Bezug zu den berühmten Edelwagenschmieden wie Maserati und Lamborghini liegt ihm also förmlich im Blut. Nicht umsonst leitet etwa sein Bruder die Ferrari-Museen in Maranello und Modena. Die gesamte Familie ist ohnehin in Sammlerkreisen international gut vernetzt. On Location sprach mit dem Grafen über den Oldtimer-Markt und sein variantenreiches Geschäftsmodell.

Schatztruhe: Der “car stable” von Filippo Pignattis “The Classic Car Fund” in Zürich glänzt mit opulenten Chrom-Juwelen in allen Räumen

Klassische Autos sind eine fahrende Geldanlage – mit einer ganzen Bandbreite an Potential. Unter dem Gesichtspunkt des maximalen Wertzuwachses ist es nicht ratsam, ein teures Spitzenmodell zu kaufen, denn diese stagnieren im Wert eher, bleiben aber immerhin eine sichere Anlage. Auch die Frage „Oldtimer oder Youngtimer?“ ist in Sachen Steigerungspotential nicht eindeutig zu beantworten. Es gilt also neben dem ohnehin schon unübersichtlichen Oldtimer- auch den Youngtimer-Markt genau zu beobachten. Lohnend ist das allemal: So konnte man 2011, im Gründungsjahr von Filippo Pignattis Classic Car Fund, etwa in den als „Design-Keil“ bekannten Youngtimer Alfa Romeo Spider der ersten Generation investieren, der sich seither mit gut 70 Prozent Wertzuwachs prächtig entwickelt hat – und das bei einem damaligen Einstiegspreis von rund 25‘000 Euro. Die Kunst besteht für einen Fondsmanager wie Pignatti allerdings nicht darin, Wertzuwachstabellen retrospektiv zu betrachten, sondern zu wissen, was heute schon wertvoll ist und zukünftig ein solides – und kein spekulatives – Wachstumspotential verspricht. Seit seiner Gründung vor gut fünf Jahren hat sich der Fonds mit einem jährlichen Wachstum von sechs Prozent solide entwickelt.

Branchenindizes wie „Hagi Top“ oder der Deutsche Oldtimer-Index (DOX) lassen nicht nur klassische Aktienindizes wie den S&P 500 weit hinter sich. Die Deutsche Südwestbank hat einen eigenen Oldtimer-Index erstellt, den OTX, den sie mit Aktien und deutschen Staatsanleihen vergleicht: „Während der deutsche Leitindex DAX seit 2005 um 169,76 Prozent wuchs und der Euro-Stoxx-50-Performance-Index um 59,98 Prozent, legte der OTX um 321,39 Prozent zu. Der REX-P für deutsche Staatsanleihen wuchs in diesem Zeitraum um 59,75 Prozent.“ Selbst Betongold hat hier das Nachsehen gegenüber Chrom-
Juwelen. Pignatti sieht überdies den Vorteil, dass Oldtimer eben „mobile Werte“ seien, die man „einfach international beweglich halten kann. Ändern sich Markt- oder Gesetzlage, ist man mit Häusern wenig flexibel – mit Oldtimern dagegen schon.“

Netzwerker: Pignatti in einem 1958 Jaguar Lister Knobbly, vom berühmtesten Jaguar Sammler und Freund Dr. Christian Jenny

Er versteht den Fonds als interessante, alternative Geldanlage für Personen, die sich nicht selbst mit dem Segment intensiv beschäftigen möchten aber dem Oldtimermarkt durchaus zugetan sind. Die „Anlage in Fahrzeugwerte kann dabei nie Konkurs gehen wie etwa Unternehmen, in deren Aktien man investiert hat“; der Wert mag Schwankungen unterworfen sein, das Fahrzeug allerdings bleibt stets in gleich gutem Zustand erhalten. Alle Autos sind natürlich versichert gegen Diebstahl oder anderen Verlust. „Finden Sie mal eine Geldanlage, bei der so etwas möglich ist“, gibt Pignatti zu bedenken. Die Sammlerfahrzeuge sind limitiert und die Nachfrage nach Oldtimern steigt Jahr für Jahr; inzwischen investieren auch der gutsituierte Mittelstand und die Oberklasse in Südamerika, Indien und Asien zunehmend.

Der Unterschied zu normalen Sammlern sei, dass Investoren, die den Oldtimer unter Wertsteigerungsgesichtspunkten sehen, keine Sentimentalitäten mitbringen. Ohnehin möchte auch nicht jeder Besitzer selbst fahren; manche seien „nicht mal in der Lage, ein modernes Auto mit Gangschaltung zu bewegen, geschweige denn ein altes“, erläutert der Fondsmanager. „Trotzdem möchten sie in Oldtimer investieren – und wir bieten diese Gelegenheit.“

Das Schöne am Geschäft mit Oldtimern ist sowieso, dass sie nicht nur Vergnügen bereiten, wenn man die Steigerungsrate auf dem Papier betrachtet, sondern auch, wenn man sie in den Schweizer Alpen live erleben kann. Echte Juwelen kann man abends tragen – aber meist liegen sie doch im Safe. Chrom-Juwelen kann man dagegen deutlich häufiger zeigen und erleben. Und verkaufen. Das Fondsgeschäft lebt vom günstig Kaufen und möglichst lukrativ Verkaufen. „Im Fonds haben wir keinen F40, F50 oder Lamborghini Miura, die im Preis schon weit oben stagnieren“, erläutert Pignatti, „sondern fokussieren uns auf schöne und bezahlbare Fahrzeuge, die man für Hundert- oder Zweihunderttausend auch schnell wieder verkaufen kann. Wir müssen ja verkaufen und nicht sammeln.“ Autos suchen, finden, sie mit Fachleuten vor Ort begutachten, mit Experten bewerten und analysieren – all das kostet Zeit und Geld. Auch die Trickser am Markt werden immer raffinierter. Darum will Pignatti seinen Fonds nicht „hochzocken“, sondern agiert mit ruhiger Hand. 13 Fahrzeuge sind derzeit im Bestand – „nicht viele, aber dafür die richtigen“, freut sich der Conte etwa über „einen Ferrari 365 GTB/4 Daytona, einen 1976er Ferrari 308 Fiberglass, von dem nur 712 Exemplare gebaut wurden, sowie einen 1994er Ferrari 348 Spider, der auch nur 1‘090 mal gebaut wurde“.

Pignattis Dienstleistungen umfassen darüber hinaus auch die Möglichkeit, den Fonds mit einem eigenen Fahrzeug zu zeichnen: „Wenn sie einen Klassiker haben – sagen wir mal für eine Million Euro –, können Sie den mit diesem Wert einbringen. Der Fonds steigt um diese Million, der Besitzer profitiert an der Rendite, kann das Auto auch weiterhin fahren und in seiner Garage halten. Es ist über den Fonds versichert und auch vor einem Zugriff durch Dritte geschützt.“ Für manche ist diese Asset Protection interessant: „Gerade Ältere, die eine schöne Sammlung aufgebaut haben und bei denen die nächste Generation ansteht, die wiederum nicht so viel Ahnung und auch kein Interesse hat, sich damit intensiv zu beschäftigen, können mit dieser Möglichkeit werterhaltend agieren.“

Auch Kreditwünsche sind mit dem Fonds machbar. Das Auto soll nicht verkauft werden, dafür wird mit dem Wert der Fonds gezeichnet – beispielsweise eine Million Euro; dann kann man das Fahrzeug in Anteile für ebendiesen Wert umwandeln und Anteile im Wert von beispielsweise 200‘000 Euro sofort verkaufen und in Bares verwandelt. Das Auto ist aber noch da, steht sogar beim Besitzer zu Hause, wird dort gewartet und kann genutzt werden. Der Kredit wird mit den Renditen zurückbezahlt. Das ist überdies sogar diskret. „In Europa gibt es auch Banken, die das anbieten – aber das Auto steht dann dort, die Zinsen und Gebühren sind unattraktiv und Sie haben es auch nicht mehr zur Verfügung. Diese Loans- und Asset-Protection ist eine interessante Variante mit unserem Fond“, erklärt Pignatti. Der Fonds erstellt überdies Nachweise in Form von Geschäfts- und Revisionsberichten, denn „viele, die mit Oldtimern handeln, erzählen nur über Erfolge, nie über Misserfolge, und machen auch keine komplette Vollkostenabrechnung. Sie verkaufen einen Oldtimer und rechnen nur den damaligen Einkaufspreis gegen den gerade erzielten Verkaufspreis und erzählen von einem phänomenalen Gewinn“, so Pignatti. „Aber die laufenden Kosten werden selten berücksichtigt. Da steht zum Beispiel keine Reise nach Goodwood, keine teure Garage, die extra gebaut wurde, und einen Revisionsbericht über all die Kosten gibt es auch nicht. Das ist bei uns komplett anders. Wir müssen natürlich alle tatsächlich entstandenen Kosten nachweisen und trotzdem Gewinne erzielen.“

Eine weitere Variante ist, den Fonds als Transmitter zu nutzen, um eine spezielle Sammlung für Kunden aufzubauen. Man nutzt also die Fahrzeuge des Fonds, an dem man beteiligt ist, wie seine eigenen, hat aber die komplette Infrastruktur und das Knowhow des Fonds im Hintergrund. „Wir sind hier gewissermaßen Old- und Youngtimer-Advisor“, bestätigt Pignatti. „Und können mit unserem revisionierten Track Record eine Sammlung für Privatpersonen oder Institutionen erstellen – ohne Interessenkonflikte, denen ein Auktionshaus oder ein Autohändler unterliegen, da sie in erster Linie ‚ihre‘ Autos verkaufen müssen.“ Klar, dass Pignatti auch als Broker auftritt und beim Kauf und Verkauf von Old- und Youngtimern sowie neuen limitierten Autos wie Ferraris, Porsches oder auch Ford GTs vermittelnd unterstützt.
Er selbst fährt übrigens einen Range Rover Classic Sport. „Auch mein Bruder, der die Ferrari-Museen leitet, fährt nicht mit dem Ferrari ins Büro“, lacht Pignatti. Zum Understatement gehört auch, dass er über soziale und karitative Zwecke, die er unterstützt, nicht gerne spricht. Er verweist lieber auf das Familienmotto, das sich von der Zugehörigkeit vieler Pignattis zum Malteserorden ableitet: „Wir sind nicht nobel durch unsere Geburt, sondern durch unsere Taten.“ Und zu tun hat Pignatti noch einiges …

www.theclassiccarfund.com

_