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Der Sport der Könige

Wie Polo die Welt eroberte

Von Zohreh Ansarirad, Fotos von der Iran Polo Federation

Polo wurde vor tausenden von Jahren im Iran erfunden und dort erstmals gespielt. Die erste Aufzeichnung eines Spiels im alten Persien geht bis ins Jahr 600 v. Chr. zurück. Polo war ursprünglich als Sport für den Adel mit bis zu hundert Spielern gedacht und war eine Art Miniaturkampf, um die Reit- und Kampfkünste von Königen, Soldaten und Wachmännern zu beurteilen. Der ursprüngliche Name des Polosports, unter dem er im Iran auch heute noch bekannt ist, ist „Chogan“. Von seinen iranischen Ursprüngen in Persien aus verbreitete er sich nach Konstantinopel, dann ostwärts über Baktrien und Afghanistan nach Tibet, China und Japan und von Tibet nach Indien, wo er während der Mughal (Mogul)-Dynastie seine Blütezeit erlebte. Das Wort „Polo“ kommt von „Pulu“, dem tibetischen Wort für die Weidenwurzel, aus der die Polobälle früher gefertigt wurden.

Bekanntlich erlernte Schah Shapoor II das Spiel im 4. Jahrhundert n. Chr. im Alter von sieben Jahren. Es gibt auch zahlreiche Überlieferungen von Polospielen, die zwischen Khosrow Parviz, einem anderen sassanidisch-iranischen Schah, und der armenischen Prinzessin Shirin ausgetragen wurden. Während Khosrows Herrschaft war Polo besonders bei den Damen des persischen Hofes sehr beliebt. Erwähnungen und Darstellungen von Shirin, der Erzählungen zufolge bekanntesten iranischen Polospielerin, sind auch heute noch in Gedichten und auf Miniaturen zu finden.

Im 16. Jahrhundert n. Chr. liess Schah Abbas der Grosse in Esfahan, der Hauptstadt des safawidischen Persischen Reichs, ein Polofeld mit einer Länge von 274,32 Metern und einem Abstand zwischen den Torpfosten von 7,32 Metern errichten, auf dem der iranische Monarch Polospiele von seiner Terrasse im Ali Ghapu-Palast aus verfolgte. Das Polofeld namens Meydaneh Naghsheh Jahan besteht auch heute noch, und seine Abmessungen sind mittlerweile zum Standard für Polofelder auf der ganzen Welt geworden.
Der Polosport blickt im Iran eine lange und bewegte Geschichte zurück. Persische Dichter feiern das ruhmreiche Spiel seit langem in ihrer Poesie. Poetische Schriften erzählen gewandt von der Schönheit, dem Reiz und dem Nervenkitzel des Spiels. Nizami, ein persischen Dichter aus dem 12. Jahrhundert, gibt Ratschläge, wie man das Leben in vollen Zügen geniesst:

Der Horizont ist der Rand deines Polofelds, die Erde ist der Ball in der Krümmung deines Poloschlägers. Und bis du am Ende deines Daseins zu Staub zerfällst, galoppierst du und drückst dich an dein Pferd, denn der Boden gehört dir.

Auch der iranische Philosoph, Astronom, Mathematiker und Dichter Omar Khayyam verwendete den Polosport als Mittel für seine philosophischen Argumente. Dinvari, der persische Astronom und Historiker aus dem 9. Jahrhundert, formulierte allgemeine Regeln für das Spiel, darunter die Vermeidung von Kraftausdrücken und das Üben von Geduld. Auch heute noch ist Polo ein beliebtes Thema unter Künstlern, die im traditionellen persischen Miniaturstil malen.

Viel Prominenz beim Polo Im Iran

Aufgrund seiner langen Tradition im Iran und der Tatsache, dass das Spiel erstmals im alten Persien gespielt wurde, sehen die Iraner den Polosport als Teil ihres kulturellen Erbes. Der Iran reichte am 30. März 2016 bei der UNESCO einen Antrag zur Aufnahme von Polo in die Liste des immateriellen Kulturerbes des Landes ein. Das Dossier wurde geprüft und für die Aufnahme nach dem Übereinkommen von 2003 am 7. November 2017 in die engere Auswahl genommen. Das Polodossier ist das zweite von dreizehn dokumentierten immateriellen Kulturerben in Zusammenhang mit traditionellen Sportarten und Ritualen im Iran.
Im Laufe der Jahrhunderte war Polo im Iran der Militärelite, königlichen Hofbeamten und der Aristokratie vorbehalten. Aufgrund seiner wachsenden Beliebtheit nahm die Zahl der Spieler jedoch ab, und der Sport wurde auch der Öffentlichkeit zugänglich. Nach der Islamischen Revolution von 1979, in der der Schah gestürzt wurde, wurde das Spiel verboten und geriet praktisch in Vergessenheit. Nur wenige Pioniere setzte ihre Tätigkeit im Namen des Pferdesportverbands fort. Ende der 1990er Jahre wurde der Polosport jedoch wieder salonfähig gemacht. 2002 erhielt er dann die Unterstützung und Anerkennung als unabhängiger Sport und es folgte die Gründung des Polosportverbands. Die Wiedergeburt des Polosports im Iran ist weitgehend auf das „iranische Identitätsgefühl“ zurückzuführen, das sich im ganzen Land breitgemacht hat, sowie auf die Unterstützung durch den obersten Führer, der sämtliche Sportarten iranischen Ursprungs fördert.

Die iranische Hauptstadt Teheran verfügt nun über vier Poloclubs mit hochwertigsten und schönen Rasenflächen, in denen jedes Jahr zahlreiche nationale und internationale Spiele ausgetragen werden. Ähnliche Spielfelder finden sich auch zunehmend in anderen Städten, darunter acht Standard- und vier kleine Spielfelder in Teheran und Karaj. Der Polosportverband hat seine Aktivitäten inzwischen auf verschiedene Provinzen ausgeweitet, wo regelmässige Spiele stattfinden.

Wenn auch nicht so sehr wie früher, so erfreut sich der Polosport nach wie vor auch unter iranischen Frauen grosser Beliebtheit, die stolz über das Feld galoppieren und diesen Sport in seinem Herkunftsland am Leben erhalten. Mädchen kommen mit diesem Sport vor allem durch ihre Väter und Familienmitglieder in Kontakt, die früher selbst einmal ritten und Polo spielten. Ihre Aufgabe ist es nun, den Bekanntheitsgrad des Sports nicht nur in ihrem Heimatland sondern auf der ganzen Welt zu steigern.

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