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Phänomen Pop-up-Stores: Kreativ Trendy, Temporär

Start-ups, junge Unternehmen und etablierte Weltmarken haben ein innovatives Konzept für sich entdeckt: Pop-up-Stores. Unabhängig von der Branche liegen die temporären Geschäfte voll im Trend. Diese Shops „poppen“ auf – um nach kurzer Zeit auch schon wieder zu verschwinden. Das hat viele Vorteile. Hier sind ein paar inspirierende Beispiele.

von Kirsten Lehmkuhl

Pop-up-Stores sind längst nicht mehr nur eine Plattform für Nachwuchsfirmen. Selbst bei alteingesessenen Marken sind sie mittlerweile zur Institution geworden und aus dem Marketing nicht mehr wegzudenken. Luxus-Modelabels wie Chanel, Gucci oder Valentino setzen ebenso darauf wie Amazon, IBM oder REWE …

Die ungewöhnlichen Läden sind dabei in besten Citylagen ebenso zu finden wie in städtischen Kultvierteln oder auf fast vergessenen Industriegeländen. Ob leerstehendes Geschäft, ausgedienter Kinosaal, alter Copy-Shop oder verlassene Fabrikhalle – sie alle eignen sich als coole Locations. Oft gilt: Je unerwarteter der Ort, desto besser.

Nur für einen einzigen Tag

Einige der Stores sind nur einen einzigen Tag lang geöffnet – wie im Juli 2019 das stylische Fashion-Label Lena Hoschek in Berlin. Andere locken ihre Kunden zwei oder drei Wochen an. Wieder andere sind über Monate präsent. Und dann aber auch schon wieder weg …

Fotos: © Lupi Spuma für Lena Hoschek

• Lena Hoschek, Berlin

Die junge Designerin hat sich im Juli 2019 gleich für eine ganz feine Adresse als Pop-up-Store-Location entschieden: das In-Lokal Borchardt am Berliner Gendarmenmarkt. Das Restaurant in bester Lage hat sie aus gutem Grund gewählt. Schliesslich tragen ihre witzigen Entwürfe den Namen Tutti Frutti.

• Marcell von Berlin, Frankfurt/Main

Von Ende 2018 bis Mitte 2019 zeigte Modemacher Marcell von Berlin in der Hessen-Metropole seine neueste Kollektion auf 600 Quadratmetern in einem Pop-up-Store mit Rohbau-Ambiente zwischen schwülstigen Samtsofas, Betonwänden und Marmortischen –
in der noblen Fashion-Meile
Goethestrasse.

Fotos: © Toom

Die Kurzzeit-Auftritte punkten in vielerlei Hinsicht. Sie wecken nicht nur die Neugierde. Getreu der alten Verkaufsregel „Reduzierung schafft Begehrlichkeiten“ stimulieren Pop-up-Stores auch die Kauflust der Konsumenten, wecken ihr Jagdfieber. Schliesslich wollen Kunden in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit die begehrtesten Stücke ergattern, das beste Schnäppchen machen. Dazu umweht die Geschäfte diese geheimnisvolle Aura von Exklusivität. Wer informiert ist, wo der nächste Store „aufpoppt“, fühlt sich darüber hinaus als Insider und am Puls der Zeit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Stores auch gleich spannende Veranstaltungen bieten. Die Sehnsucht nach sozialen Kontakten ist gross.

Experimentierfeld der ganz eigenen Art

Pop-up-Stores sind ein Marketing-Instrument mit kalkulierbarem Risiko: Improvisierte, oft innovative Einrichtungen, etwa im angesagten Shabby-Look, sind nicht allzu teuer-und meist können sie im Handumdrehen auf- und wieder abgebaut werden. Langfristige Mietverträge und grössere Personalkosten fallen weg. Dazu sind die Stores so etwas wie Versuchskaninchen für Kundenwünsche. Neue Produkte, besondere Serviceangebote oder überraschende Präsentationsideen können einfach mal getestet werden, ohne gleich ein grosses finanzielles Wagnis eingehen zu müssen. Test bestanden, Konzept funktioniert? Dann kann es in einem ersten „richtigen“ Geschäft oder in den Hauptfilialen grösserer Unternehmen zum Einsatz kommen.

• „Stadtgrün“ & „Stadtbunt“, Köln, Frankfurt/Main

Auch die Baumarktkette Toom mag Pop-up. „Stadtgrün by Toom“ in Köln hiess der erste Toom-Pop-up-Store im Frühsommer 2018 mit Gartenzubehör, Pflanzen und Erde zum Selbstabfüllen, in exakt der Menge, die die Kunden benötigten. Dann hiess es bis Ende 2018 in Frankfurt/Main „Stadtbunt by Toom“, ein Shop, der sich an ein eher urbanes Publikum mit Lust aufs Heimwerken richtete. Mit im Angebot: Bastelecken und Workshops, wo jeder Besucher selber Hand anlegen konnte. Nebeneffekt: Durch den intensiven Kontakt mit den Kunden in relaxter Atmosphäre konnte das Unternehmen deren Bedürfnisse und Wünsche studieren…

Fotos: © Reishunger

• Reishunger, Bremen

Das Start-up-Unternehmen Reishunger aus Bremen war gleich zweimal für jeweils drei Monate mit einem Pop-up-Store in der Innenstadt am Start. Ihre schicken Reistüten präsentierten die jungen Macher dabei höchst dekorativ auf einfachen Holzpaletten. Sind weitere temporäre Läden geplant? „Derzeit nicht“, sagt Geschäftsführer Sohrab Mohammad, „aber wir poppen wieder up, wenn uns eine Möglichkeit in den Schoss fällt …»

Für einen Pop-up-Store eignen sich sehr gut leerstehende Locations. Manche mieten sich aber auch kurzerhand in bereits bestehende Geschäfte oder Lokale ein. Weil ein Pop-up-Store meist für viel Aufmerksamkeit sorgt, kann der Ver- oder Mitmieter dann so auch für sich von dem Shop auf Zeit profitieren. Eine klassische Win-Win-Situation …

Fotos: © UPC

• Gaming Pop-up House, UPC, Zürich

UPC, grösster Schweizer Kabelnetzbetreiber, hat gemeinsam mit dem Spielentwickler Schweizer Games im April 2019 mit dem Laden in Zürich ein Pilotprojekt gestartet: Interessierte können dort ausgewählte Spiele testen und sich mit den Entwicklern vor Ort austauschen.

Das Gute an den Ladeneinheiten: Sie sorgen für jede Menge Aufmerksamkeit, auch in den sozialen Netzwerken. Und locken eine Klientel, die offen ist und trendy sein möchte, eine Klientel, die möglicherweise auch als neue Kundengruppe gewonnen werden könnte.

Wenn selbst Internet-Riesen offline gehen …

Da erstaunt es nicht, dass sogar Online­handel-Vorreiter Amazon mit Pop-up-Stores
arbeitet. Manchmal geht eben online auch offline, denn sogar ein Internetanbieter profitiert von solchen Shops, bei denen Interessierte Gleichgesinnte treffen und Waren, die ihre Aufmerksamkeit erregen, auch mal angefasst und ausprobiert werden können.

• Think IBM, Berlin

Riesige Resonanz auf den Shop, der im Mai und Juni 2019 genau 40 Tage im berühmten Bikinihaus mitten im Zentrum seine Türen öffnete. Thema: künstliche Intelligenz im Alltag. Fazit: Diese neue Form der Interaktion im Pop-up-Store macht auch schwierige Themen wie Digitalisierung faszinierend, transparent und erlebbar.

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